Psyche und Schmerzwahrnehmung
Menschen erleben Schmerzen sehr unterschiedlich und auch situationsabhängig kann das Schmerzerleben schwanken. Stößt man sich beispielsweise das Knie am Tischbein, während man lachend mit Freunden zusammensitzt, nimmt man den ausgelösten Schmerz unter Umständen kaum wahr. Ärgert man sich jedoch gerade über den Partner oder den Chef, erlebt man den gleichen Schmerzreiz vermutlich deutlich intensiver und nachhaltiger.
Selbstvertrauen, Zufriedenheit und Anpassungsfähigkeit, aber auch eine intakte Familiensituation, ein positives berufliches Umfeld sowie eine stabile soziale Integration gehören zu den psychosozialen Ressourcen, die schmerzlindernd wirken können. Belastungen wie Stress, Ärger, Ängste oder Depressionen, aber auch Einsamkeit, der Verlust des Arbeitsplatzes oder fehlende Anerkennung können die Schmerzwahrnehmung dagegen verstärken.
Grund hierfür ist die Ausbreitung der Schmerzsignale in die verschiedenen Hirnregionen. Das Areal, das vor allem für die Verarbeitung von Emotionen zuständig ist, das sogenannte Limbische System, beeinflusst offensichtlich auch die Verarbeitung der Schmerzsignale. Umgekehrt können chronische Schmerzen und die mit ihnen verbundene Minderung der Lebensqualität die Stimmung beeinträchtigen. Ängste, Depressionen und Schlafstörungen sind mögliche Folgen. So kann ein Teufelskreis entstehen, in dem psychische Belastungen Schmerzen verstärken, welche wiederum das psychische Befinden weiter beeinträchtigen. Dies begünstigt Passivität, was die Muskelkraft beeinträchtigt und damit Schmerzen begünstigt.
Daher ist es so wichtig, Schmerzen in ihrer Gesamtheit zu betrachten. Dementsprechend kann eine psychotherapeutische Behandlung ein gleichwertiges Element neben anderen Maßnahmen im Rahmen der Schmerztherapie sein.
Quellen:
Dorothea von der Laage, Silvia Starke: Patientenatlas „Schmerz“, 2012
Robert F. Schmidt, Florian Lang, Manfred Heckmann: „Physiologie des Menschen“, Heidelberg 2010
Amrei Wittwer, Gerd Folkers: „Schmerz: Innenansichten eines Patienten und was die Wissenschaft dazu sagt“, 2016